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Letterladys #5 Weiße Flecken

Letterladys #5 Weiße Flecken

Weiße Flecken

Letterladys #5

Im fünften Treffen der Letterladys ging es diesmal ganz konkret um ein Buch: „Der Apfelbaum“ von Christian Berkel. Und hier wiederum ganz konkret um die weißen Flecken in der Erinnerung an die Geschichte.

Irgendwann muss doch mal Schluss sein.

Für mich  D E R  Satz in diesem Buch. Der Wunsch einer Deutschen Frau, die es nicht aushält, dass auch Jahre und Jahrzehnte nach dem Ende des 2. Weltkrieges Menschen zu ihr kommen, die als jüdische Kinder vor dem großen Wahnsinn auf ihrem Hof gelebt hatten. Sie kommen, um sich zu erinnern. Um das Geschehene zu verarbeiten. Und genau das ist so oft und von vielen bis heute nicht aushaltbar.

Und wir vier Letterladys finden eben auch ganz schnell in unserem Gespräch über dieses Buch, diese Familiengeschichte, diese deutsche Geschichte auf unsere eigenen Familien und die weißen Flecken in den Biografien zu sprechen. Wie viel Verdrängung und wie viel Vergessen es brauchte, um dann im Alter bzw. in der nachfolgenden Generation (unserer Generation) immer noch als unbearbeitet hervorzubrechen. Als etwas, das fehlt. Fehlende Trauerarbeit. Fehlendes Verzeihen. Fehlendes Integrieren.

Diese weißen Flecken zu integrieren, darum geht es in diesem Buch. Der Autor findet den Weg ausgerechnet über die Demenz, das schwindende Erinnerungsvermögen der Mutter. Denn auch ihre Fähigkeit, die Erinnerung zu kontrollieren, sie kontrolliert und auch zensiert weiterzugeben, wird schwächer. Dadurch setzen sich Puzzle-Stücke anders zusammen, die Geschichte verändert sich, Verletzungen werden sichtbar, und Christian Berkel kann Ursachen für das eigene Unbehagen ergründen – das Erbe seiner Generation. Sie werden beschrieben, die Gräueltaten, die Not, die Angst und Resignation. Auch 75 Jahre nach Ende des Krieges scheinen wir nicht fertig zu sein mit unserer Geschichte. Wir dürfen auch heute noch nicht schweigen. Nicht weggucken.

Andere Bücher anderer Schriftsteller und eine spannende Quelle fanden dabei in unser Gespräch:

„Die vergessene Generation – Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“ von Sabine Bode

„Eine Frau in Berlin“ von Anonyma (Marta Hillers, 1911–2001)

Zeitzeugenportal. In über 8000 Clips aus Interviews mit mehr als 1000 Menschen finden sich hier zu den verschiedenen Epochen der deutschen Geschichte, beginnend mit dem 1. Weltkrieg 1914 bis zum 11. September 2001 Geschichten, Erinnern und Entdeckungen.

 

Zum Buch „Der Apfelbaum“

Schauspieler haben Stimme. Könnte man so stehen lassen. Doch manchmal tragen sie auch die große Begabung des Schreibens in sich. So geschehen mit dem Schauspieler Christian Berkel. In seinem Roman „Der Apfelbaum“ begibt er sich mit dem Älterwerden seiner Mutter Schritt für Schritt in seiner Familiengeschichte zurück. Natürlich hat er dafür auch Archive besucht, in Briefwechseln gelesen, Reisen unternommen. Herausgekommen ist ein großer Familienroman über drei Generationen im Spannungsfeld eines Jahrhunderts deutscher Geschichte und die Erzählung einer ungewöhnlichen Liebe.

Herausgegeben wurde der Roman bei Ullstein. Doch noch viel beeindruckender erscheint mir das vom Autor selbst eingesprochene Hörbuch.

 

Wer ist „Ada“?

Im „Apfelbaum“ findet Ada bereits ihre Rolle als erfundene ältere Schwester des Autors. Doch sie und ihr totgeborener Zwilling erhalten eine eigene Geschichte in einem zweiten Buch.

„Im Wirtschaftswunderland fühlt Ada sich völlig fremd. Ihre Mutter und die anderen Erwachsenen geben keine Antworten: Ist sie argentinisch oder deutsch, katholisch oder jüdisch? Über alles wird geschwiegen, vor allem über den Krieg. ‚Niemand sprach. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte, war nichts geschehen. Aber ihre dumpfe Angst, es könnte sich wiederholen, erinnerte sie daran, dass da noch etwas war. Diese Angst wurde zu unserer Mitgift’, liest Berkel aus seinem Buch vor.” Hier eine Besprechung dazu.

 

Was bei diesem Ladys-Treffen noch geschah

Wir sprachen über ein zauberhaftes Konzert der Chorsolisten der Komischen Oper, zu dem ich bereits hier einen Beitrag geschrieben hatte.

Wir fabulierten über die Frage, welche Berliner Theater auf die Sommerpause verzichten und die Monate ohne Virus einfach durchspielen. Dazu zählt z.B. die Schaubühne, die am 1. Juli mit einer Premiere von „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist aufwartet.

Wir freuen uns auf großes Kino und die dänische Tragikomödie „Der Rausch“, die am 22. Juli in die Kinos kommt und 2021 als bester internationaler Beitrag einen Oscar bekam.

Und wir bekamen den Tipp für eine sehenswerte und aufwühlende Filmserie auf arte: „Die Meute“.

 

So viel Zeit muss sein – Trennlinie

Das Beste zum Schluss

Und weil es so schön ist zum Schluss ein Gedicht von Joseph von Eichendorff, welches ein Stück aus dem Werk von Robert Schumann und damit ein Lied der „Mondnacht“ der komischen Oper war:

 

Mondnacht

Es war, als hätt‘ der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nur träumen müsst!

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis‘ die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.

(Joseph von Eichendorff)

So viel Zeit muss sein – Letterladys #5 – Der Apfelbaum und weiße Flecken im Kopf
Letterladys #4 hoffnungslos optimistisch

Letterladys #4 hoffnungslos optimistisch

HOFFNUNGSLOS OPTIMISTISCH

Letterladys #4

Das vierte Treffen der Letterladys stand ganz im Zeichen von hoffnungslos optimistisch und wurde von medialer Vielfalt bestimmt: Literatur, Oper, Film, Dokumentation, Clubhouse und Sprachvielfalt (oder besser Spracheinfalt?) …

Candide oder der unbelehrbare Optimist

Vielleicht als Sinnbild der momentanen Hygiene- und Gesundheitsmaßnahmen nahm ich neulich das Buch „Candide“ von Voltaire in die Hand. Candide – der ewige Optimist, der Hans im Glück, der trotz aller lebensbedrohlichen Situationen immer in Aussicht auf das Gute weitergeht und doch am Ende beinahe an der Unbelehrbarkeit des Menschen scheitert. Die 1759 erstmal erschienene Satire wurde recht schnell verboten und ich vermute mal, sie würde auf unsere momentane Weltlage übertragen auch heute nicht gemocht werden. Wer es lesen möchte hier entlang.

Das erinnerte mich an die gleichnamige Operette von Leonhard Bernstein, gesehen vor zwei Jahren an der Komischen Oper Berlin. Und ich war begeistert, denn die Oper folgt fast haargenau dem roten Faden oder besser Weg des Titelhelden, und zwar mit überraschenden Anspielungen auf Boatpeople und Wissenschaft, Kunst, Geld und Macht. Ich sah praktisch beim Lesen des Buches die wilde Bildfolge der Opernaufführung in meinem Kopf vorbeiziehen.

Eine Kritik zu dieser Inszenierung findet sich bei BRKlassik. Leider steht das Stück nicht mehr auf dem Spielplan des Berliner Opernhauses.

Der Apfelbaum

Schauspieler haben Stimme. Könnte man so stehen lassen. Doch manchmal tragen sie auch die große Begabung des Schreibens in sich. So geschehen mit dem Schauspieler Christian Berkel. In seinem Roman „Der Apfelbaum“ begibt er sich mit dem Älterwerden seiner Mutter Schritt für Schritt in seiner Familiengeschichte zurück. Natürlich hat er dafür auch Archive besucht, in Briefwechseln gelesen, Reisen unternommen. Herausgekommen ist ein großer Familienroman über drei Generationen im Spannungsfeld eines Jahrhunderts deutscher Geschichte und die Erzählung einer ungewöhnlichen Liebe.

Herausgegeben wurde der Roman bei Ullstein. Doch noch viel beeindruckender erscheint mir das vom Autor selbst eingesprochene Hörbuch.

Israel oder Palästina?

Die App Clubhouse ist jetzt nicht mehr nur für Apple-User die neueste Kommunikationsplattform, sondern inzwischen können auch Androiden mitspielen. Seit Anfang Februar 2021 habe ich selbst einen Zugang und Christina erzählte uns von ihrer Zuneigung zu dieser Plattform. Ihr Bezug war der aktuelle Konflikt zwischen Palästina und Israel. Doch können wir uns zu diesem Konflikt positionieren? Bei dieser Frage kamen wir ganz konkret auf die Buchempfehlung „Der Junge, der vom Frieden träumte“ von Michelle Cohen Corasanti. Es erzählt vom Schicksal eines jungen Palästinensers, der zwischen den Fronten des Krieges aufwächst und dennoch versucht, sich die Menschlichkeit zu bewahren.

Eine ähnliche Geschichte gibt es auch als Film „Mein Herz tanzt“ – 2015 unter Regie von Eran Riklis als Prime-Video zu sehen.

Der wahre Shakespeare

Schrieb Shakespeare seine Werke wirklich selbst? Oder steckte dahinter der verbotene Autor Christopher Marlowe? Was wir schon immer über Shakespeare wissen wollten oder auch nicht, war Inhalt einer Dokumentation von Terra X, nachzusehen auf YouTube.

Und für alle, die das mit Shakespeare und Marlowe ganz genau wissen wollen, findet sich in diesem umfassenden Werk von Bastian Conrad eine ausführliche und detaillierte Recherche zum Elisabethanischen Zeitalter und seine literarische Welt.

Shakespeare hier und heute und vor allem live und in Berlin kann hoffentlich recht bald wieder im Globe Berlin erlebt und bewundert werden.

Wundersame Welt der Sprache

Gendern – ja oder nein? Hui, da hat Christine ja ein Thema eröffnet. Ach nee, doch nicht. Wir sind uns sofort einig: Gendern macht Sprache alles andere als barrierefrei. Genervt und gestört vom Wahnsinn der ungeahnten Vielfalt, wie männlich, weiblich, sächlich oder LGBTQI dargestellt und ausgeschrieben werden kann, führt sogleich zum Widerspruch. Es gibt wirklich Add-ons für Browser, die Gender-Formen ausschalten. Denn bei aller Liebe zu Vielfalt und allem Respekt vor Vielfalt, wir sollten geschriebene und gesprochene Sprache barrierefrei und verständlich nutzen (Chrome und Mozilla).

In der Berliner Zeitung vom 15. und 22. Mai 2021 gab es zwei Artikel, die sich ausführlich mit Pro und Contra befassen. Sie können hier als PDF gelesen werden: „Das Märchen vom Gendersterntaler“ und „Ein Plädoyer für die Irritation“.

Das Beste kommt zum Schluss?

Ja, einen habe ich noch: „Das Beste kommt zum Schluss“. Ein Film von Rob Rainer mit Jack Nicholson und Morgan Freeman aus dem Jahr 2007. Schauen und dann ran an die eigene Bucket List! Aufschreiben und Abarbeiten. Denn, das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss.

So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Candide Voltaire
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Der Apfelbaum
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Der Junge der vom Frieden träumte
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Mein Herz tanzt
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Das Shakespeare-Rätsel
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Das Beste kommt zum Schluss
Letterladys #3 Frauenpower

Letterladys #3 Frauenpower

FRAUENPOWER

Letterladys #3

Wider die unsägliche Qualität von zoom und Unterbrechungen aller Art schaffen wir uns einen Raum zum Gespräch. Hindernisse halten uns nicht auf 💪🏻.

A Quiet Passion

Zu Beginn sprechen wir noch einmal über den Film „A quiet Passion“. Das Porträt der amerikanischen Poetin Emily Dickenson. Christine hatte den Film besorgt und wir zwei hatten ihn gemeinsam geschaut. Und wir waren beide enttäuscht. Nicht über seine Ausstattung und seine Impressionen. Sondern darüber, dass von ihr, von Emily, nicht wirklich ein packender Eindruck übrig blieb. Der Film war schön. Doch genau genommen auch langweilig. Es ist ihm nicht gelungen, die Welt der Emily für uns wirklich zu erschließen. Denn, nach genauerem Hinsehen, drückt der Film wohl auch unausgesprochen eine tiefe Depression aus. Eine Erkrankung, die zur Lebenszeit von Emily Dickenson nicht bekannt bzw. medizinisch belegt war. Doch der Film stellt sie nicht dar.

Die Wand

Aufgrund dieses Gesprächs und des Themas Depression kam Christine auf das Buch, respektive den Film, „Die Wand“ zu sprechen. Stellt die hier beschriebene gläserne Wand die Mauer der Depression dar? Auf diesen Gedanken war ich selbst bisher nicht gekommen! Das Buch „Die Wand“ ist von Marlen Haushofer. Es erschien 1963. Im Jahr 2012 gab es eine Verfilmung mit Martina Gedeck in der Hauptrolle.

Ich hatte das Buch 1993 in Nicaragua entdeckt und gelesen und mich danach komplett verweigert. Mich hat diese Geschichte dermaßen aufgeregt und irgendwie so sehr „getroffen“, dass ich mich auf gar keinen Fall noch einmal mit dieser Thematik des Überlebens im eingeschlossenen Raum auseinandersetzen wollte. Obwohl der Film ausgesprochen gute Kritiken erhielt, habe ich ihn nie gesehen.

Der Inhalt des Buches wird in Wikipedia gut zusammengefasst.

Von Marlen Haushofer komme ich auf meinen Beitrag zu diesem Abend:

Unorthodox

Im Podcast „Alles gesagt“ von Zeit online hatte ich das Gespräch mit der Autorin Deborah Feldman gehört. Ich war sehr beeindruckt, zumal ich ihr erstes Buch „Unorthodox“ schon längere Zeit besitze, jedoch bisher nicht gelesen hatte. Deborah erzählt im Podcast von ihrer Kindheit in der ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft der Satmarer in Williamsburg New York bis hin zu ihrer Flucht aus eben diesen Verhältnissen. Heute lebt die junge Frau mit ihrem Sohn in Berlin. Ihr Buch war 2012 in den USA erschienen und sofort ein Bestseller, doch dann nicht weiter veröffentlicht worden. Später siedelte sie nach Berlin um. Hier fand sie dann einen neuen Verlag, der das Buch nicht nur auf Deutsch, sondern inzwischen in 30 Sprachen herausbrachte. Im Interview schildert sie auch ihre Erlebnisse mit der japanischen Übersetzerin. Und die Ausgabe, die ich selbst besitze, ist im übrigen von dem renommierten deutschen Typografen Erik Spieckerman wunderbar gestaltet worden.

Alice Schwarzer

Durch Deborah Feldman und ihr vierstündiges Gespräch bei „Alles gesagt“ erzähle ich von weiteren Interviewten in diesem Podcast. Unter anderem schwärme ich vom Gespräch mit Alice Schwarzer. Bisher habe ich sie zwar sehr vielseitig wahrgenommen, jedoch auch immer mit einem Gefühl von „Oberfeministin“ belegt, hatte ich bis zu diesem Interview ein eher gespaltenes Verhältnis zu dieser ersten Feministen Deutschlands. Ich wurde hier von ihr schwer beeindruckt. Daraufhin bringt Christine eine Fernsehsendung ins Gespräch: Alfred Bioleck kochte am 28. April 2007 mit Alice Schwarzer bei „Alfredissimo“ Zitronenhuhn und Rote Beete in selbstgerührter Mayonnaise. Und Alice ver-kocht sozusagen die Mayonnaise … Ein in Erinnerung gebliebenes Erlebnis, jedenfalls die Art und Weise sei großartig gewesen, wie Alice Schwarzer mit dem Kochdesaster umgeht.

Am Rande von Alice Schwarzer geht es dann auch um das Zwiegespräch zwischen ihr und Verona Feldbusch. Am 26. Januar 2001 gab es eine Begegnung der beiden Damen bei Kerner, der wenig zu Wort kam. Verona Feldbusch, damals 33 Jahre, ging offensiv in das erste Aufeinandertreffen der beiden Frauen und hatte die Sympathien der Zuschauer im Studio Hamburg zunächst auf ihrer Seite. Alice Schwarzer, gerade 58, hingegen forderte etwas „mehr Niveau und keine Kirmesveranstaltung“. Während Feldbusch vor allem ein bisschen Spaß haben wollte, wurde sie von Schwarzer zur ernsthaften Diskussion herausgefordert. Claudia erinnerte sich an dieses Zwiegespräch. Es ist bestimmt sehenswert – auch aus unserer heutigen Perspektive.

Netflix

Ich komme noch einmal auf „Unorthodox“ von Deborah Feldman zurück. Denn inzwischen hatte ich mit Frank die von Netflix produzierte vierteilige Miniserie zu diesem Buch gesehen. In diesen kurzen Episoden wird die Geschichte von Deborah Feldman und ihr Buch filmisch in Szene gesetzt. Natürlich so, dass es mit dem wahren Leben nicht mehr übereinstimmt und die Autorin schützt. Nichtsdestotrotz ist die Serie bisher mehr als 200 Millionen (!) Mal gesehen worden. Sogar meine Töchter kennen sie. Und ich habe sie an einem Abend alle hintereinander weg geschaut. Konnte nicht aufhören und bin begeistert.

Unser Gespräch zeigt einmal mehr, dass das Thema der Emanzipation der Frau eine herausragende Rolle für uns einnimmt. Und so kommen wir noch, und auch aus aktuellem Anlass, auf eine weitere Netflix-Film-Produktion: „The Crown„. Am 9. April 2021 starb der englische Prinz Phillip mit 99 Jahren. Vielleicht auf Grund der Aktualität hatte Netflix seine in Eigenregie entwickelte Serie an den Mann, sprich an Frank gebracht. Und er hat mich in diese Serie mit hineingezogen. Denn sie ist wirklich gut umgesetzt: mit schöner Ausstattung, authentischen Szenen und viel Stille. Ich bin beeindruckt und empfehle wärmstens diese Serie Christine und Claudia.

Frauenpower

Zum Ende unseres Treffens stellen wir, fast ein bisschen erstaunt, fest, dass sich bemerkenswerte Frauen, die sich aus den unwahrscheinlichsten und krassesten Lebenssituationen heraus befreien, immer wieder im Bann unserer Gespräch finden.

Als Leseempfehlung und für das nächste Treffen empfiehlt Christine zum Schluss das Buch: „Americanah“ von Chimamanda Ngozi Adichie. Ich habe es von ihr geliehen bekommen und bin gerade beim lesen. Eine Nigerianerin, gut etabliert in Princton, Amerika, entscheidet sich dafür, wieder in ihre Heimat Lagos zurückzukehren. Sozusagen „gegen den Strom zu schwimmen“. Warum tut sie das?

Vielleicht erzähle ich das beim nächsten Treffen. Ich freue mich schon auf den 26. Mai 2021.

So viel Zeit muss sein – Letterladys #3 – Buch Die Wand
So viel Zeit muss sein – Letterladys #3 – Film Die Wand
So viel Zeit muss sein – Letterladys #3 – Podcast Alles gesagt
So viel Zeit muss sein – Letterladys #3 Porträt Alice Schwarzer
So viel Zeit muss sein – Letterladys #3 – Netflix Unorthodox
So viel Zeit muss sein – Letterladys #3 – Netflix The crown

Letterladys #2 Leben leben

Letterladys #2 Leben leben

SEIN LEBEN LEBEN

Letterladys #2

Das 2. Treffen der Letterladys – via zoom natürlich. Es ist März 2021 und wir reden über die neuesten literarischen und filmischen Begegnungen, die uns berührt, begeistert, und auch sehr beschäftigt haben.

Wir, das sind heute Jana, Claudia und Uta irgendwo in Deutschland.

Uta startet mit der Vorstellung des Buches „Südlichter“ von Nina George. Es ist ein Novum der Literatur, denn dieses Buch ist in seinem Ursprung ein Buch als Teil des Romans „Das Lavendelzimmer“. Nachdem die Autorin jedoch so viele Male gefragt wurde, ob es dieses Buch wirklich gäbe, schrieb Nina George es kurzerhand noch nach. Sie selbst schreibt: ein poetischer Roman über die Liebe, den Zauber lauer Sommernächte in der Provence und die Sehnsucht nach dem Leben.

Uta ist begeistert von der Poesie der Sprache, der Anschaulichkeit der Landschaft und von den sie sehr berührenden inhaltlichen Momenten. Sie las uns eine Leseprobe vor und gab uns dann auch noch weitere Bücher von Nina George als Empfehlung mit, die da sind:

„Südlichter“, „Das Lavendelzimmer“ und „Schönheit der Nacht“. Eine Leseprobe aus Südlichter findest Du hier.

Claudia besprach mit uns den Dokumentarfilm „Becoming black“, der eine Empfehlung aus unserem 1. Treffen war. Er handelt von einem schwarzes Mädchen, das in den 60er Jahren in der DDR aufwächst und von ihrer Familie immer erzählt bekommt, dass ihre Farbe ein Zufall der Natur sei. Erst als Jugendliche entdeckt sie dann die Wahrheit und ihren tatsächlichen väterlichen Ursprung. Diese junge Frau wird später zum Topmodel des Modeinstituts der DDR und Claudia kannte sie tatsächlich persönlich. Auch kommt im Film eine Dozentin der Modeabteilung der Kunsthochschule Berlin zu Wort, die wir beide kennen.

Tatsächlich gab es im vorherigen Treffen noch eine andere Filmempfehlung: „Die Arier“, die leider nicht mehr zu sehen ist, da aus der Mediathek entfernt. Er geht der Frage nach, woher der Begriff Arier stammt und wie er nach Deutschland gekommen ist und hier zum Synonym der und des reinen, blauäugigen, blonden Deutschen werden konnte, obwohl sein Ursprung in Asien liegt.

Im Anschluss sprachen wir über „A quiet Passion“. Ein Film über das Leben der amerikanischen Poetin Emily Dickinson, die Zeit ihres Lebens nie die Anerkennung fand, die ihr eigentlich zugestanden hätte. Es geht um die Frage des authentischen Lebens, des selbstbestimmten Lebens, unabhängig von der Zensur der uns näher oder weiter entfernt umgebenden Menschen.

Diese Frage führte unser Gespräch zu „Madame Bovary“ von Gustav Flaubert. Ein Roman über den Lebenshunger einer jungen Frau, die sich durch Liebschaften schwer verschuldet und damit sich und ihre Familie ruiniert. Es ist ein Sittengemälde aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das Flaubert erst einmal einen Prozess von der Zensurbehörde bescherte. Mehr dazu findet sich hier bei Wikipedia.

Madame Bovary wurde bereits 13 x verfilmt, zuletzt 2014 (USA) von der Regisseurin Sophie Barthes. Claudias Tipp: dieser letzte ist sehr sehenswert.

Lust auf mehr Bücher und Filme? Dann sei gespannt auf unser nächstes Treffen im April.

So viel Zeit muss sein – Letterladys #2 Buchtitel Das Lavendelzimmer
So viel Zeit muss sein – Letterladys #2 Film Madame Bovary
Letterladys #1 Selbstwirksamkeit

Letterladys #1 Selbstwirksamkeit

SELBSTWIRKSAMKEIT

Letterladys #1

Zu diesem Treffen der Letterladys hatten wir uns im Vorfeld auf ein Buch verständigt: „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens. Dieses Buch wollten wir lesen und dann darüber sprechen.

Es ist unser 1. Gespräch – via zoom natürlich. Denn, es ist Februar 2021, Corona pur, alles virtuell sozusagen. Doch wir suchen, ja wir lechzen, nach Austausch. Wir wollen über Bücher, Filme, Ausstellungen reden und letztlich auch erleben.

Wir, das sind Jana, Christine, Claudia und Uta irgendwo in Deutschland.

Da es das erste Mal ist, sind wir noch etwas unsicher über das Procedere. Aber die Freude am Austausch, an der Entwicklung von Gedanken und ihrer Erweiterung durch die Perspektive der anderen ist groß.

Eine Einführung zum Inhalt des Buches samt Leseprobe und Verlagslink findest Du übrigens in diesem Beitrag hier.

Unser fast einstündiges Gespräch zum „Gesang der Flusskrebse“ beginnt bei unserem fast schon neidvollen Begleiten durch die unbedingte Unabhängigkeit des Mädchens Kya in seiner ganz eigenen Natur der Sümpfe von North Carolina. Wir sprechen über unser Erstaunen, was Gesellschaft, ja Zivilisation vor dem Gesetz, behauptet und in der Realität dann tatsächlich ist. Z.B. über die Unterlassungen, sozialen Abgrenzungen aufgrund einer Herkunft oder Hautfarbe. Wir staunen über die unglaubliche Selbstbestimmtheit, die eben aus der Konsequenz des Überlebens geboren ist. Und diskutieren lebhaft über die Selbstwirksamkeit, die durch konsequente Selbstbestimmung erwirkt werden kann.

Was bedeutet Selbstbestimmtheit in der heutigen Zeit und Gesellschaft? Gibt es diese überhaupt noch oder sind wir so verstrickt in gesellschaftlichen Normen und Verpflichtungen, dass ein wirklich selbstbestimmtes Leben praktisch unmöglich ist?

Wie viel Raum befindet sich zwischen Selbstbestimmung und Werten – ganz persönlichen und gesellschaftlichen?

Zum Ende entdecken wir beiläufig auch die Großartigkeit, dass jede von uns die Geschichte dieses Mädchen aus einer anderen Perspektive und mit einer anderen Wahrnehmung las. Und dass wir durch unser langes und detailliertes Gespräch diese drei (wir waren heute zu dritt) Perspektiven zu einem großen Ganzen vereint haben.

Fazit: absolut denkenswert!

SovielZeitmusssein – Letterladys#1 – Beitragsbild zum Thema Eigenverantwortung