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HOFFNUNGSLOS OPTIMISTISCH

Letterladys #4

Das vierte Treffen der Letterladys stand ganz im Zeichen von hoffnungslos optimistisch und wurde von medialer Vielfalt bestimmt: Literatur, Oper, Film, Dokumentation, Clubhouse und Sprachvielfalt (oder besser Spracheinfalt?) …

Candide oder der unbelehrbare Optimist

Vielleicht als Sinnbild der momentanen Hygiene- und Gesundheitsmaßnahmen nahm ich neulich das Buch „Candide“ von Voltaire in die Hand. Candide – der ewige Optimist, der Hans im Glück, der trotz aller lebensbedrohlichen Situationen immer in Aussicht auf das Gute weitergeht und doch am Ende beinahe an der Unbelehrbarkeit des Menschen scheitert. Die 1759 erstmal erschienene Satire wurde recht schnell verboten und ich vermute mal, sie würde auf unsere momentane Weltlage übertragen auch heute nicht gemocht werden. Wer es lesen möchte hier entlang.

Das erinnerte mich an die gleichnamige Operette von Leonhard Bernstein, gesehen vor zwei Jahren an der Komischen Oper Berlin. Und ich war begeistert, denn die Oper folgt fast haargenau dem roten Faden oder besser Weg des Titelhelden, und zwar mit überraschenden Anspielungen auf Boatpeople und Wissenschaft, Kunst, Geld und Macht. Ich sah praktisch beim Lesen des Buches die wilde Bildfolge der Opernaufführung in meinem Kopf vorbeiziehen.

Eine Kritik zu dieser Inszenierung findet sich bei BRKlassik. Leider steht das Stück nicht mehr auf dem Spielplan des Berliner Opernhauses.

Der Apfelbaum

Schauspieler haben Stimme. Könnte man so stehen lassen. Doch manchmal tragen sie auch die große Begabung des Schreibens in sich. So geschehen mit dem Schauspieler Christian Berkel. In seinem Roman „Der Apfelbaum“ begibt er sich mit dem Älterwerden seiner Mutter Schritt für Schritt in seiner Familiengeschichte zurück. Natürlich hat er dafür auch Archive besucht, in Briefwechseln gelesen, Reisen unternommen. Herausgekommen ist ein großer Familienroman über drei Generationen im Spannungsfeld eines Jahrhunderts deutscher Geschichte und die Erzählung einer ungewöhnlichen Liebe.

Herausgegeben wurde der Roman bei Ullstein. Doch noch viel beeindruckender erscheint mir das vom Autor selbst eingesprochene Hörbuch.

Israel oder Palästina?

Die App Clubhouse ist jetzt nicht mehr nur für Apple-User die neueste Kommunikationsplattform, sondern inzwischen können auch Androiden mitspielen. Seit Anfang Februar 2021 habe ich selbst einen Zugang und Christina erzählte uns von ihrer Zuneigung zu dieser Plattform. Ihr Bezug war der aktuelle Konflikt zwischen Palästina und Israel. Doch können wir uns zu diesem Konflikt positionieren? Bei dieser Frage kamen wir ganz konkret auf die Buchempfehlung „Der Junge, der vom Frieden träumte“ von Michelle Cohen Corasanti. Es erzählt vom Schicksal eines jungen Palästinensers, der zwischen den Fronten des Krieges aufwächst und dennoch versucht, sich die Menschlichkeit zu bewahren.

Eine ähnliche Geschichte gibt es auch als Film „Mein Herz tanzt“ – 2015 unter Regie von Eran Riklis als Prime-Video zu sehen.

Der wahre Shakespeare

Schrieb Shakespeare seine Werke wirklich selbst? Oder steckte dahinter der verbotene Autor Christopher Marlowe? Was wir schon immer über Shakespeare wissen wollten oder auch nicht, war Inhalt einer Dokumentation von Terra X, nachzusehen auf YouTube.

Und für alle, die das mit Shakespeare und Marlowe ganz genau wissen wollen, findet sich in diesem umfassenden Werk von Bastian Conrad eine ausführliche und detaillierte Recherche zum Elisabethanischen Zeitalter und seine literarische Welt.

Shakespeare hier und heute und vor allem live und in Berlin kann hoffentlich recht bald wieder im Globe Berlin erlebt und bewundert werden.

Wundersame Welt der Sprache

Gendern – ja oder nein? Hui, da hat Christine ja ein Thema eröffnet. Ach nee, doch nicht. Wir sind uns sofort einig: Gendern macht Sprache alles andere als barrierefrei. Genervt und gestört vom Wahnsinn der ungeahnten Vielfalt, wie männlich, weiblich, sächlich oder LGBTQI dargestellt und ausgeschrieben werden kann, führt sogleich zum Widerspruch. Es gibt wirklich Add-ons für Browser, die Gender-Formen ausschalten. Denn bei aller Liebe zu Vielfalt und allem Respekt vor Vielfalt, wir sollten geschriebene und gesprochene Sprache barrierefrei und verständlich nutzen (Chrome und Mozilla).

In der Berliner Zeitung vom 15. und 22. Mai 2021 gab es zwei Artikel, die sich ausführlich mit Pro und Contra befassen. Sie können hier als PDF gelesen werden: „Das Märchen vom Gendersterntaler“ und „Ein Plädoyer für die Irritation“.

Das Beste kommt zum Schluss?

Ja, einen habe ich noch: „Das Beste kommt zum Schluss“. Ein Film von Rob Rainer mit Jack Nicholson und Morgan Freeman aus dem Jahr 2007. Schauen und dann ran an die eigene Bucket List! Aufschreiben und Abarbeiten. Denn, das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss.

So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Candide Voltaire
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Der Apfelbaum
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Der Junge der vom Frieden träumte
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Mein Herz tanzt
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Das Shakespeare-Rätsel
So viel Zeit muss sein – Letterladys #4 – Das Beste kommt zum Schluss