YAYOI KUSAMA

Gepunktet …

Am Pfingstsonntag war ich im Museum.

In echt! Endlich! Und zwar im Martin Gropius Bau Berlin.

Ich sah die (wirklich umfassende) Retrospektive über Yayoi Kusama. Die Frau, die ihr Leben lang Punkte malte, klebte, verwendete. Mit ihnen experimentierte, Kugeln und Würste formte; mal groß mal klein, auf Stoffen, Möbeln und ungezählten Bildern.

Yayoi Kusama

ist heute 90 Jahre alt. Sie ist Japanerin und lebt seit 1976 wieder in Japan, nachdem sie erfolgreich lange Zeit in New York und der Niederlande arbeitete und ausstellte.

Auf der einen Seite erscheint sie mir wie eine Frau (Künstlerin), die durch ihren (künstlerischen) Werdegang Emanzipation und Wachstum, Selbstbefreiung und Selbstanerkennung erwirkt. Auf der anderen Seite ist ihr (künstlerischer) Weg, immerhin über 70 Jahre, wie eine Manifestation des Einen. Dessen, was bereits ganz am Anfang gesetzt und einfach immer fortgeführt wurde.

Vielleicht könnte ich es mit der Perfektionierung der Perfektion beschreiben. Aber nein, das ist nur ein Teil. Sicher wurde die Medienwirksamkeit immer professioneller. Doch bereits in den auch aus finanziellen Zwängen heraus erwachsenen Aktionen und durchgeführten Performances schimmert ihre alles bestimmende Sicht auf die Welt durch. In den fünfziger Jahren begonnen, tut sie das, was sie tun muss auch heute noch. Anders und doch immer gleich. Sie punktet sozusagen.

Ich schüttele den Kopf, wenn ich dies schreibe. Kann es gar nicht in Worte fassen. Ein riesiges Œuvre, das doch immer gleich ist. Faszinierend. Mitreißend. Anstößig, ohne die Schamgrenze zu überschreiten.

Schwer beeindruckt haben mich ihre immer wieder neu entwickelten und gedachten sogenannten immersiven Räume. Ob als Spiegelkabinett oder komplett betretbarer Raum, verleiten sie zum Verlieren des eigenen Ich.

Ich ziehe den Hut. Chapeau!

Danke Suse, dass du mich in diese wunderbar inspirierende Ausstellung mitgenommen hast.

Nichts wie hin: Martin Gropius Bau Berlin –> Yayoi Kusama.

Diese Ausstellung kann auch ganz toll online angeschaut werden. Wer also nicht selbst nach Berlin kommen kann, hier geht es lang –> Martin Gropius Bau online. Es gibt einen virtuellen 3D-Rundgang und eine aufgezeichnete Führung durch die Räume samt kunstgeschichtlicher Einführung.